Die dort drüben

Ein Zaun soll die USA vor Einwanderern aus Mexiko schützen. Bringt das was? Diese Frage stellt der ­Schweizer Dokumentarfilm «Broken Land».

«Die Bussarde sind besonders fett hier in der Gegend», sagt Stony von der Bürgerwehr. Die Vögel fressen die Leichen von Flüchtlingen, die im Gebiet des Grenzzauns zwischen Mexiko und den USA umgekommen sind. «Ich habe in 13 Jahren 2300 Skelette zu identifizieren versucht», sagt Bruce Anderson, Gerichtsmediziner. Stony und Anderson sind zwei der neun Protagonisten in «Broken Land» von Stéphanie Barbey und Luc Peter aus der Westschweiz. Sie erzählen von US-Bürgern, die entlang des kilometerlangen Grenzzauns leben, der sie, «the wonderful people of the USA», vor Immigranten aus Mexiko schützen soll. Die Gringos begegnen diesen Menschen nie, aber folgen ihren Spuren wie besessen.

Da ist das Ehepaar, das sein Grundstück mit 16 Kameras überwacht. Oder der ­Patriot, der allein mit 7 Schäferhunden lebt, der die Amerikaner für das letzte und beste Volk des Universums hält und bedauert, nicht auf die Immigranten schiessen zu dürfen. Aber es gibt auch die, die Mitleid haben, die Wasserflaschen und Konservendosen im Umland verstecken, angeschrieben mit «Welcome!» und mit Herzchen verziert. Es sind Geschenke für die «anderen», die Eindringlinge, die man während 75 Minuten kaum zu Gesicht bekommt. Nur einmal tauchen sie auf dem Monitor ­einer Überwachungskamera auf. Lautlos und geistergleich.

Was im ersten Moment nach einer Schwäche des Films aussieht, weil man sich als Zuschauer für diese «anderen» interessiert, ist tatsächlich seine Stärke. Barbey und Peter zeigen die Immigranten als das, was sie für diese Landesverteidiger sind: eher Wahnvorstellung als reale Bedrohung. Eine fiktive Gefahr, die, je weniger man zu sehen bekommt, umso bedrohlicher wirkt.

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