Zum Helfen an die Grenze - Tag 1
Die private Hilfsorganisation „Tsüri hilft“ brach am 10. Oktober auf Richtung Osten, um tausende Flüchtlinge mit dem Nötigsten zu versorgen. Das Tagebuch.
Sie konnten nicht mehr nur hinsehen. Selma Kuyas und Anja Dräger wollten helfen. Den tausenden Menschen auf der Flucht, von denen die Tagesschau täglich schreckliche Bilder zeigte. Von Kindern, Frauen und Männern, gestrandet an der Grenze zu Europa, viele hatten lebensgefährliche Reisen hinter sich. Selma Kuyas und Anja Dräger gründeten die Facebook-Gruppe «Tsüri hilft». Eigentlich hatten sie vor, so schnell wie möglich mit zwei, drei Autos voller Hilfsgüter an die ungarische Grenze zu fahren.
Doch dann geschah Erstaunliches: Auf ihren Spendenaufruf auf Facebook hin meldeten sich immer mehr und mehr Leute, sodass aus der spontanen Idee innerhalb von vier Wochen ein professionell organisierter Hilfskonvoi wurde. Selma Kuyas und Anja Dräger sind überwältigt von der grossen Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Sie stellen in kürzester Zeit ein Team zusammen, das eine Sammelaktion organisiert, Waren sortiert, verlädt, Administratives regelt. Am Samstag, dem 10. Oktober 2015, stehen um 10 Uhr vormittags 27 Fahrzeuge auf der Hardturmbrache bereit. Beladen mit 15 Tonnen Material, 60 Helfer und Helferinnen, Fahrer und Fahrerinnen sind bereit, um loszufahren. Die Stimmung schwankt zwischen Vorfreude und Nervosität.
Es stehen uns acht bis zehn Stunden Fahrt bevor. Das vorläufige Ziel ist Samobor in Nordostkroatien. Dort wollen wir eine sogenannte Tankstelle aufbauen, eine kleine Zeltstadt, wo die ankommenden Flüchtlinge sich ausruhen und mit den Nötigsten versorgen können. Es gibt zu essen und zu trinken, trockene und warme Kleider, Hygieneartikel, eine Ladestation für Handys, eine kleine Arztpraxis. Ein Apotheker hat «Tsüri hilft» für mehr als 5000 Franken Medikamente gespendet.
Nachdem die Lunchpakete verteilt und wir letzte Informationen erhalten haben, setzt sich die Karawane um 10:30 in Bewegung.
Gekürzt erschienen im Blick am 11. Oktober.