Hitchcock fängt an

In dieser Vierecksgeschichte kommen bereits Themen vor, für die man Hitchcock bis heute liebt.

«The Pleasure Garden» ist Alfred Hitchcocks erster Spielfilm. Wobei er selbst im berühmten Interview mit François Truffaut sagte, das sei noch kein Hitchcock-Film. Er findet die Geschichte «melodramatisch, aber mit ein paar interessanten Szenen».

Was der damals 25-Jährige erzählt, ist eine Vierecksgeschichte, angesiedelt im Nachtclubmilieu. Es geht um zwei Tänzerinnen, die bescheidene Patsy (Virginia Valli) und die ruhmsüchtige Jill. Jill, obwohl verlobt mit Hugh, heiratet einen obskuren Prinzen. Patsy, ver­heiratet mit Levet, entdeckt, dass dieser sie mit einer exotischen Schönheit betrügt. Es folgen Wahnsinn, Mord – und eine neu aufkeimende Liebe.

Hitchcocks Verleiher und Geldgeber C. M. Woolf fand die Erzählweise zu amerikanisch. Auch das Spiel des Regisseurs mit Licht und Schatten und ungewöhnlicher Kameraperspektive mochte er nicht. Heute gehören diese zu Hitchcocks Markenzeichen. Auch die für ihn typischen Themen wie Voyeurismus, Brutalität und Mord sowie die Unverträglichkeit von Traum und Realität sind in «The Pleasure Garden» bereits angelegt. Dabei wäre der Film wegen chaotischer Dreharbeiten beinahe gescheitert: Zuerst verpasste ein Hauptdarsteller beinahe den Zug nach Italien, wo Aussenaufnahmen gedreht werden sollten. Er hatte seinen Schminkkoffer vergessen. Dann nahmen italienische Zöllner der kleinen Crew das halbe Filmmaterial ab. Und schliesslich war Hitchcock in derartiger Geldnot, dass er Virginia Valli anpumpen musste, die extra für diese Produktion aus den USA mit dem Schiff angereist war. Besser hätte sie ihr Geld nicht investieren können.

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