Hofberichterstattung in der SonntagsZeitung

Wie die SonntagsZeitung ihren Werbekunden schmeichelt.

Im November hat die Migros-Tochter Globus das Modehaus Schild übernommen. Die Migros steigt damit auf zur Nummer eins im Schweizer Markt für Mode der mittleren und gehobenen Preisklasse. Die Sonntgszeitung nahm diesen Coup zum Anlass, um ein Interview mit dem Migros-Chef Herbert Bolliger zu führen. Wer allerdings auf ein paar kritische Fragen zu dem grossen Geschäft gehofft hatte, sah sich getäuscht.

Statt um die Übernahme ging es darum, dass Bolliger seine perfekt sitzenden Anzüge seit Jahren bei Globus kauft und Sport treiben muss, wenn er weiterhin in die Standardgrösse reinpassen will. Es ging um seine Vorliebe für Porsches und Formel 1 und darum, dass ihm der «Aktionsplan grüne Wirtschaft» von Doris Leuthard auf die Nerven geht. Man sei ja bereits Weltspitze in Sachen Nachhaltigkeit.

Als man doch noch kurz auf die Übernahme zu sprechen kam, durfte Bolliger seinem Stolz auf diesen «Schildbürgerstreich» Ausdruck verleihen, sich rühmen, zwei «Topmarken zum attraktiven Portal für den Markteintritt in die Schweiz» gemacht zu haben.

Kein Wort davon, dass die Weko den Zusammenschluss noch prüfen muss. Keine Frage dazu, wie sich dieser Hang zum Gigantismus mit dem ursprünglichen Geist der Migros als Genossenschaft, als sozial geprägtes Unternehmen für die kleinen Leute, unter einen Hut bringen lässt. Oder dazu, wer den Deal bezahlt hat: die Kunden der Migros.

Bei der internen Blattkritik sei das Interview gut weggekommen, heisst es bei der Sonntags-Zeitung. Kein Wunder. In der gleichen Ausgabe schaltete die Migros gleich sechs Seiten Werbung hintereinander. Kosten gemäss Inseratetarif: 106635 Franken.  

 

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