Komm, süsser Tod
Fünf Vorstadtpaare jagen auf seltsame Weise dem Orgasmus hinterher.
«Deine Blowjobs … sind … nicht … sehr … gut», gesteht Dan seiner Frau Evie. Der Ehetherapeut rät ihnen, es mit Rollenspielen zu versuchen. Es wirkt. Bis Dan anfängt, diese Spiele ernster zu nehmen als seine Frau. Dan und Evie sind eines der fünf Paare, von denen der australische Schauspieler Josh Lawson in seinem Regiedebüt «The Little Death» erzählt.
Vordergründig geht es in den fünf lose miteinander verknüpften Geschichten um die Jagd nach dem Orgasmus, dem «kleinen Tod». Natürlich liegen die Probleme tiefer, aber Sex ist kinokompatibler als Psychoanalyse: Maeve möchte von ihrem Mann Paul vergewaltigt werden. Rowena entdeckt, dass es sie erregt, wenn ihr Mann weint; der Tod seines Vaters kommt ihr gerade recht. Phil stellt seine nörgelnde Frau mit Schlaftabletten ruhig, damit er etwas mit ihr anfangen kann. Monica lotet mit einem hübschen Unbekannten die Möglichkeiten von Telefonsex für Gehörlose aus.
Die Liebeskomödie fängt unterhaltsam an. Man lernt die Wünsche und Sorgen der Figuren kennen. Die sind so absurd, dass sie fast realistisch wirken. Dazu trägt auch bei, dass Lawson mit unbekannten Schauspielern arbeitet, die keine Sixpacks und Botoxbäckchen zur Schau stellen, sondern so durchschnittlich aussehen, dass man sich mit ihnen identifizieren kann. Zumindest, wenn man heterosexuell, weiss, wohlsituiert und zwischen 35 und 45 Jahre alt ist. Lawson bedient die Klischees, die man aus so vielen Liebeskomödien kennt. Immerhin experimentiert er mit der Struktur: Die fünf Geschichten unterbrechen einander immer wieder, was Spannung aufbaut. Aber der Regisseur treibt es zu weit. Die Handlung zerfranst, der Höhepunkt bleibt aus.
Erschienen im Züritipp am 2. April 2015