Lieber Schläge als eine Verlobung

Verglichen mit dem, was man mit Frauen im Kommerzkino macht, ist eine Vergewaltigung in Game of Thrones wenigstens ehrlich.

War das jetzt eine Vergewaltigung oder einfach brutaler, aber einvernehmlicher Sex zwischen Geschwistern? Die Szene aus der letzten Folge von Game of Thrones gibt zu Reden. Alex Graves, der Regisseur, hat die Diskussion provoziert mit Aussagen wie: «Well, it becomes consensual by the end» oder: «That’s one of my favorite scenes I’ve ever done.»

Es irritiert, wenn jemand eine Vergewaltigungsszene seine Lieblingsszene nennt. Aber es irritiert auch, dass es erst jetzt mit zum Vorwurf kommt, Game of Thrones setze Vergewaltigungen als billigen narrativen Trick ein. Es wurde in dieser Serie schon vor Cersei Lannister sehr vielen anderen Frauen ganz anderes angetan.

Es heisst jetzt, die Game of Thrones-Frauen seien bloss Objekte, denen man nach Belieben physische und psychische Gewalt antun könne. Abgesehen davon, dass es den Männern in dieser Serie voller dumpfer Gewalt auch nicht besser ergeht, sind die Frauen in Game of Thrones in keiner Weise mehr «bloss Objekte» als die Frauen im amerikanischen Kommerzkino:

In Romantic Comedys stolpern sie hysterisch plappernd und meist im Minikleidchen durch eine Grossstadt, erst dann glücklich, wenn sie verlobt, schwanger oder verheiratet sind. Falls sie Heldinnen spielen dürfen, dann nur in einer Fantasiewelt wie den Hunger Games oder in Lucy und ausgestattet mit Mut und Mimik eines Mannes. Im Kommerzkino ist es Frauen offensichtlich nur dann erlaubt, «stark» zu sein, wenn sie sich wie Männer benehmen und ihr Leben mit der Realität des Zuschauers möglichst wenig zu tun hat. Auf die Weise bleibt Emanzipation so unreal wie die Welten, in der sie auf der Leinwand angeblich stattfindet.

In diesen Filmen schlägt Frauenfiguren, versteckt hinter sauglatter Komik oder körperbetonten Heldinnenkostümen, so viel unterschwellige Verachtung entgegen, da ist eine Vergewaltigung wie in Game of Thrones wenigstens ehrlich.

 

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