Nihilistischer Bubentraum
Harmony Korine muss so zugedröhnt gewesen sein wie sein selbstverlieber Held, als er «The Beach Bum» schrieb.
Nach den Partygirls aus «Spring Breakers» von 2012 nimmt Harmony Korine jetzt in «The Beach Bum» die Partyboys dran: Moondog (Matthew McConaughey) war vor einiger Zeit angeblich ein revolutionärer Dichter, heute ist er ein Hedonist, ein Wrack. Aus unbekannten Gründen trägt er sehr gern Frauenkleider. Dass ihm so oft Tränen über die braungebrannten Wangen laufen, ist vielleicht ein Hinweis auf seine zarte Poetenseele, oder er hat einfach vergessen, seine Sonnengläser über die Lesebrille runterzuklappen. Dieser kiffende, selbstverliebte Alkoholiker, der sich auf seinem Ruhm von früher ausruht, lässt sich durch sein Leben treiben wie ein Rentner auf einer Luftmatratze im Pool.
Etwa so entwickelt sich auch die Handlung. Bizarre Episoden, die Moondog mit seinen Freunden erlebt, reihen sich aneinander wie Youtube-Clips im Auto-Play-Modus: Am Anfang kommt er nach Hause in die Villa seiner reichen Frau, weil die Tochter heiratet. Dann muss er zum Entzug. Von dort haut er ab. Dann stirbt seine Frau bei einem Unfall. Vielleicht stirbt seine Frau auch vorher. Auf jeden Fall steht in ihrem Testament, dass er einen Roman schreiben muss, damit er seinen Anteil ihres Vermögens bekommt. Diese Aufgabe simuliert einen roten Faden, aber vor lauter Spass an bekifftem Klamauk wird dieser Faden immer dünner.
Je länger man sie aushält, desto mehr fragt man sich, was diese Komödie einem sagen will. Macht sich Korine lustig über selbstverliebte Künstler, die von ihren unkritischen Fans für jeden Nonsense gefeiert werden, den sie von sich geben? Oder übt er Kritik an unanständig Reichen? Aber dafür blickt er doch sehr bewundernd auf diese geschmacklos teuer angezogenen Müssiggänger, deren grösstes Problem die Langeweile ist. Und die lässt sich ja leicht mit Alkohol und Drogen, mit Yachten und Golf, mit grossbusigen Frauen oder gut bestückten Männern vertreiben, je nach Laune und Geschmack.
Harmony Korine muss so zugedröhnt gewesen sein wie sein Held, während er das Drehbuch zu diesem nihilistischen, feucht-fröhlichen Bubentraum geschrieben hat.