Warnung vor dem Schwächling
Die Satire «The Death of Stalin» von Armando Iannucci spielt zwar in der Vergangenheit, ist aber eine erschreckend aktuelle Warnung davor, leichtfertig den falschen Versprechen von Narzissten zu verfallen.
«Could you ever trust a weak man?», fragt Lazar Kaganovich seinen Parteikollegen und Rivalen Nikita Chruschtschow (Steve Buscemi) am Ende der Satire «The Death of Stalin» von Armando Iannucci. Diese Frage fasst zusammen, worum es in dem gruselig aktuell wirkenden Film geht: Um Männer, die nur dank ihres politischen Rangs oder einer Uniform Macht haben, und alles dafür tun, um diese auch zu behalten; um Speichellecker und katzbuckelnde Opportunisten, die mitten im Satz die Meinung ändern, sobald einer ihrer Kollegen eine Augenbraue hebt. Seit Stalin tot ist, wollen sie alle sein Nachfolger werden. Erfolg hat nur, wer besser intrigiert als die anderen, der sich das Vertrauen seiner Kollegen erschmeichelt, oder, noch effizienter, mit Drohungen deren Loyalität erzwingt.
Lavrenti Beria (Simon Russell Beale) versucht auch das Volk auf seine Seite zu ziehen. Weil dieses den grossen Diktator aus Gewohnheit noch weiterliebt, will er der Masse erklären, dass er selbst schon immer gegen die Deportationen und die Arbeitslager war, dass ihm bisher nur leider die Hände gebunden waren, aber dass er jetzt die Gelegenheit ergreift, um dich, du armes Volk, zu befreien. Leider ist Chruchtschow der bessere Intrigant.
Iannuci, der sich schon in «In the Loop» und «The Thick of It» mit Korruption und der Verderbtheit von Mächtigen befasst hat, nennt seinen neusten Film – der auf der gleichnamigen Graphic Novel von Fabian Nury beruht – eine «Komödie des Irrsinns und der Angst». Er behandelt zwar eine vergangene Episode der Weltgeschichte, aber trotzdem ist «The Death of Stalin» mehr als eine humoristische Lektion in Sowjetgeschichte. Iannuccis Satire ist eine Warnung davor, leichtfertig den falschen Versprechen von Narzissten zu verfallen. Durch die Übertreibung und der Aberwitz, vorgetragen in bestem trockenem Humor, machen das perverse Verhalten von realen Politikern erst sichtbar. – In Russland wurde der Film verboten.