Sex in the City

"The Deuce" ist eine grandiose Serie über das Leben von Prostituierten im New York der 70er-Jahre. 

David Simon war Polizeireporter, bevor er zum Serien-Autor wurde. «Homicide» (1993–1996) erzählte von der Polizeiarbeit in Baltimore, die Serie beruhte auf Simons Buch zum Thema. «The Wire» (2002–2008) handelte vom Drogenkrieg in derselben Stadt. Die Serie wurde für ihren Realismus gelobt, sie gilt bis heute als eine der besten.
 
Jetzt widmet sich Simon einem ­anderen Kapitel der Kriminalgeschichte: der Prostitution. Schauplatz ist das New York der frühen 1970er Jahre, von dem man einen Eindruck bekommt in Songs wie «Venus in Furs» und «I’m Waiting for My Man» von The Velvet Underground. Es gab noch kein Studio 54, kein HIV, die Zwillingstürme waren im Bau, niemand ass bio. In der Pilotfolge von «The Deuce», zu Deutsch Teufel oder Hölle, lernt man eine Reihe von Figuren kennen: Zuhälter, Prostituierte, Studentinnen, Freier, Dealer und den Barkeeper Vincent Martino (James Franco), um den sich höchstwahrscheinlich vieles drehen wird.
 
Man erfährt zwar erst wenig über sie alle, aber dennoch sind sie in den genau richtigen Strichen skizziert, so dass man wissen will, wie es mit ihnen weitergeht. Vincent ist ein Familienvater, der sich anstrengt, ein möglichst seriöses Leben zu führen, aber die Vermutung liegt nah, dass ihm das nicht im konventionellen Sinn gelingen wird. Vielleicht auch wegen seines verschuldeten Zwillingsbruders.
 
Die zweite wichtige Figur ist die Prostituierte Eileen (Maggie Gyllenhaal), die sich im brutalen Strassenbusiness ohne Zuhälter durchschlägt. Nach «Vinyl», «Mad Men» und «The Get Down» nimmt einen jetzt «The Deuce» mit auf eine Zeitreise in ein New York, das eine Mischung aus Hölle und Paradies gewesen sein muss.
 
(Erschienen am 10. 9. 2017 in der "NZZ am Sonntag"; Bild: HBO)