Tanzen für eine Tote
«Tanja - Life in Movement» portraitiert das zu kurze Leben und zu kleine Werk einer herausragenden Choreografin.
Tanja Liedtke, eine aussergewöhnliche Tänzerin und Choreografin, war 29 Jahre alt, als sie von einem Müllwagen angefahren wurde und starb. Der Unfall geschah wenige Wochen, bevor sie die künstlerische Leitung der Sydney Dance Company hätte übernehmen sollen. Eineinhalb Jahre nach ihrem Tod machte sich ihre Kompanie daran, einen Traum von ihr zu verwirklichen und mit ihrem letzten Stück «Construct» auf Welttournee zu gehen. Tanja – Life in Movement von Bryan Mason und Sophie Hyde rekonstruiert den Prozess, den ihre Kompanie durchlaufen hat. Plötzlich auf sich allein gestellt, sind sie auf Anweisungen voneinander angewiesen, Tanjas Vision gibt es nur noch als Erinnerung.
Der Film ist eine vielschichtige 79 Minuten kurze Collage aus Videomaterial, die Tanja Liedtke auch Aussenstehenden nahe kommen lässt. Die Aufnahmen stammen aus ihrer Jugend, von Proben und zu einem Grossteil von Liedtke selbst. Sie hatte eine Schwäche für die Videokamera, hat sie als eine Art Notizbuch verwendet, um ihre Ideen festzuhalten, von denen sie so viele hatte. Sie tanzte immer und überall: im Bad, neben dem Hotelbett, beim Spazierengehen. Zwischen diese getanzten Notizen haben die Regisseure Aussagen von Tanjas Kompanie, Freunden und Familie montiert. Sie zeigen ihre Trauer und den Versuch, das Leben ohne Tanja weiterzuführen.
Tanja – Life in Movement ist eine wunderbare, unsentimentale Hommage an eine leidenschaftliche, intelligente, verrückte Tänzerin. Eine Auseinandersetzung mit der Leere, mit der der Tod die Zurückgelassenen quält und zugleich ein Film über die Kraft der Inspiration.
Sophie Hyde, Bryan Mason: Tanja – Life in Movement (D 2007)